Unternehmensgeschichte
115 Jahre Fleurop
2023 feiert Fleurop 115-jähriges Jubiläum. Die Floristenorganisation erlebte bewegte Jahrzehnte, die geprägt waren von gesellschaftlichen, ökonomischen und technischen Veränderungen. Eines blieb bei all den Um- und Aufbrüchen stets ungebrochen: die Leidenschaft der Floristen und Mitarbeiter für das Kunsthandwerk mit Blumen. Sie ist das Herzstück der Organisation, zu der deutschlandweit rund 5.000 lokal ansässige Partnerfloristen und auf internationaler Ebene etwa 50.000 Partnerfloristen in 150 Ländern der Erde gehören. Täglich schickt Fleurop tausende Blumenaufträge rund um den Globus.
Max Hübner - Ein Mann mit Weitsicht
Der Ursprung der Fleurop-Idee
„Die Welt erlebt erlebnisreiche Tage. In London kämpfen Sportler um olympisches Gold, auf Sizilien fordert ein Erdbeben 84.000 Todesopfer, in Detroit wird die General Motors Company gegründet […]. Und während in Berlin-Wannsee mit viel Musik das erste Familienfreibad eröffnet wird, tadelt der Reichstag den Kaiser wegen mangelnder Zurückhaltung in außenpolitischen Fragen. Beinahe minuziös ist festgehalten, was geschah. Nur ein Ereignis von welttragender Bedeutung bleibt unerwähnt: Man schreibt das Jahr 1908, und in einem kleinen Blumengeschäft in der Berliner Prinzenstraße wird der Grundstein gelegt für die internationale Organisation der Fleurop.“ (Fleurop-Jubiläumsmagazin, 1978)
Mit diesen fast dramatisch anmutenden Worten wird im Jahr 1978 im Jubiläumsmagazin zum 70-jährigen Bestehen der Organisation die Fleurop-Chronik eröffnet. Der Vergleich mit weltpolitisch und gesellschaftlich bedeutenden Ereignissen mag auf den ersten Blick überzogen wirken – doch bei genauerer Betrachtung ist er nicht abwegig. Denn Max Hübners Idee, auf der Fleurop bis heute basiert, veränderte die Zukunft einer ganzen Branche. Das Prinzip war so einfach wie überzeugend: Anstatt einen Blumenstrauß per Kurier, per Post oder per Luftfracht auf eine tagelange Reise zu schicken, vermittelte er einem Kollegen am Zustellort lediglich den Auftrag zur Auslieferung – eine bahnbrechende Entwicklung! Ermöglicht wurde die schnelle Vermittlung des Auftrags durch das Senden eines Telegramms.
Während die Mitgliederanzahl der „Blumenspende-Vermittlungs-Vereinigung“ in den darauffolgenden Jahren stetig wuchs, strebte Max Hübner bereits ein weiteres Ziel an: einen internationalen Zusammenschluss. Der Erste Weltkrieg verhinderte dieses Vorhaben viele Jahre lang. Erst am 25. März 1927 fand in Zürich die entscheidende Zusammenkunft internationaler Verbände statt, aus der schließlich das Fleurop-Interflora-Netzwerk hervorging. Dass Max Hübner zum ersten Präsidenten gewählt wurde, war eine klare Würdigung seiner erfolgreichen 20-jährigen Pionierarbeit.
Das Prinzip, auf dem die Fleurop AG also bis heute basiert, verdanken wir einem Mann, dessen Interessen und kaufmännisches Talent weit über die Floristik hinausreichten. Durch die Weitsicht, sich technische Fortschritte zunutze zu machen, konnte Max Hübner seine Idee realisieren. Da sie auf einem finanziell erfolgreichen Geschäftsmodell beruht, konnte sie wachsen. Seine Idee wird auch zukünftig Bestand haben, weil sie auf dem Berufsethos beruht, das alle Floristen bis heute teilen: dem Wunsch, Menschen über alle Grenzen hinweg mit Blumen glücklich zu machen.
Foto: Fleurop-Archiv
1908–1933
Die Fleurop-Idee wurde in einer Zeit des Wandels geboren. Die fortschreitende Industrialisierung veränderte das Arbeitsleben und bedrohte das klassische Handwerk. Die Menschen zog es in die Städte. Schnell breitete sich ein wachsendes Bedürfnis nach Schönheit und Natur aus; Schrebergärten und Gartenkolonien entstanden. Cafés, Varietés, Restaurants und Theater schmückten sich mit allerlei Blumendekor, um der Tristesse des Städtischen Farbe und Freude zu verleihen.
Zur Stärkung der Branche wurde im September 1904 der „Verband der Deutschen Blumengeschäftsinhaber“ (V.D.B.) gegründet, deren Vorsitzender Max Hübner war. Der Berliner war Inhaber eines Blumenfachgeschäfts, das er in seinem Geburtshaus in der Prinzenstraße in Kreuzberg führte. Als Vorsitzender des Verbands kümmerte er sich nicht nur engagiert um die Werbung neuer Mitglieder, sondern vor allem auch um eine einheitliche Lehrausbildung und die Steigerung des Ansehens der Blumenbindekunst.
Schon früh hatte Hübner die Vorteile des internationalen Handels erkannt: Bereits vor der Zeit seines Verbandsvorsitzes importierte er Blumen aus der Riviera und verschickte Sträuße nicht selten sogar bis nach Sankt Petersburg. Die Schwierigkeiten des Blumenversands waren ihm daher gut bekannt. So kam ihm der geniale Einfall, auf dem Fleurop bis heute basiert: Nicht der Strauß selbst sollte auf Reisen gehen, sondern der Auftrag, der dann an ein qualifiziertes Floristikfachgeschäft in der Nähe des Empfängers übergeben wird.
Um seine Idee umzusetzen, gründete Max Hübner 1908 mit 98 Kollegen die „Blumenspenden-Vermittlungs-Vereinigung“ (B.V.V.) – heute bekannt als Fleurop AG. Zur Umsetzung seiner Idee, der Vermittlung von Blumenaufträgen, nutzte Max Hübner den Fortschritt der Telekommunikation: Damit Blumenaufträge schnellstmöglich an den ausführenden Floristen übermittelt werden konnten, entwickelte er den Fleurop-Telegrammschlüssel. Ziel war es, bei der kostspieligen telegrafischen Auftragsvermittlung Text und somit Geld zu sparen, ohne Informationen zu verlieren. Die Reihenfolge der Codeworte des Telegrammschlüssels war streng festgelegt und beinhaltete alle Informationen, die der ausführende Florist zur erfolgreichen Auslieferung benötigte. Die Vereinigung erwies sich als Erfolg: 1913 gehörten Fleurop bereits 350 Fachgeschäfte an, 1919 wuchs die Zahl auf 1.300 deutsche und 133 internationale Mitglieder.
Trotz des Erfolgs sah Hübner stets Optimierungspotenzial und war nie müde, Veränderungen vorzunehmen, die die Organisation und die Branche unterstützen sollten. Dies tat er nach seinem Umzug nach Österreich Ende der 20er-Jahre von Zürich aus.
1927 tauchte erstmals der Name „Fleurop“ für den europäischen Verbund auf (lat. „flores europae“ = dt. „Blumen Europas“). Auch der B.V.V. nannte sich künftig inoffiziell „Deutsche Fleurop“ und wurde 1931 offiziell als Verein „Deutsche Fleurop e. V.“ eingetragen.
Foto: Privatarchiv Jörg Zauber, Düsseldorf
1933–1945
Die scheinbare wirtschaftliche Erholung nach Ende des Ersten Weltkriegs steigerte die allgemeine Kauflust der Gesellschaft und stärkte den Einzelhandel – und somit auch die Blumenhändlerbranche. Für Fleurop bedeutete dies steigende Umsätze und eine starke internationale Vernetzung. Die aufwendige Abrechnung sowie Sprach- und Wechselkurskonflikte machten bald jedoch separate europäische Büros notwendig, die nacheinander in Rom, London, Paris, Prag, Oslo, Kopenhagen, Helsinki, Stockholm, Wien, Zürich, Den Haag und Brüssel eingerichtet wurden.
Im sich rasant verändernden politischen Klima bekam der Verein die Auswirkungen des Nationalsozialismus zu spüren. Max Hübner musste als Nicht-NSDAP-Mitglied sämtliche Ämter niederlegen. Alle Handwerksverbände (darunter auch der V.D.B.) wurden aufgelöst, die freiwilligen Zusammenschlüsse mussten sich den Zwangsorganisationen des faschistischen Systems unterordnen. Die Kontrolle lag nun vollständig beim Reichsstaat. Der Vorsitzende der neuen Fachgruppe „Zierpflanzenverteiler“ war gleichzeitig auch Vorstandsmitglied der Deutschen Fleurop e. V. Diese durfte bestehen bleiben, musste sich aber den Regeln der Obrigkeit fügen. Der Geschäftsverkehr mit anderen Ländern war fortan untersagt.
Vermehrte Kontrollen und zunehmender Druck durch das Finanzamt zogen aber bald strukturelle Veränderungen nach sich. Nach Meinung des Amts war der Nutzen des Vereins vornehmlich wirtschaftlicher und nicht ideeller Natur, wie es für einen Verein angemessen gewesen wäre. Daher empfahl sich die Gründung einer GmbH. Im selben Jahr begann auch der Bau eines eigenen Verwaltungsgebäudes in Berlin.
Die Warenrationierung zu Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte zunächst keine wirtschaftlichen Einbußen für Fleurop zur Folge – lediglich der Arbeitskräftemangel wirkte sich negativ auf das Geschäft aus und musste durch Überstunden aufgefangen werden. Die Stimmung in der GmbH war – wie im ganzen Land – von Trauer und Unsicherheit geprägt. Viele Mitglieder fielen im Krieg oder wurden vermisst.
Foto: Privatarchiv Blumen Hanisch, Frankfurt am Main
1945–1951
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs mangelte es an allem. So wurde das Verwaltungsgebäude in Steglitz zweckentfremdet und vom Magistrat genutzt, weil viele der Amtsgebäude durch Bombenangriffe zerstört worden waren. Büroausstattung, Möbel und wichtige Formulare wurden beschlagnahmt. Nur drei Fleurop-Mitarbeiter durften weiterhin den Kellerraum nutzen, um Aufräumarbeiten zu leisten, Akten zu sichten und zu sortieren. Die meisten der Unterlagen und Dokumentationen wurden im Krieg jedoch unwiderruflich beschädigt.
Zusätzlich erschwerte der kalte Winter im Jahr 1946 die Lage. Es fehlte trotz Unterstützung aus dem Ausland an Nahrung und Heizmaterial. Um den Lebensmittelmangel zu kompensieren, wurde bestimmt, dass Anbauflächen nur zu 10 Prozent für die Aufzucht von Schnittblumen genutzt werden durften. Das machte sie zu einer absoluten Luxusware, die zu hohen Preisen „unter der Hand“ verkauft wurde.
1946 gab es erstmals wieder einen internationalen Fleurop-Kongress. Deutschland blieb jedoch unberücksichtigt – eine Folge des Kriegs, die nicht ausbleiben konnte. Die drei großen Verbände – die europäische Fleurop, die British Union und die amerikanische F.T.D. – schlossen sich zum neuen Weltverband „Interflora“ zusammen. Als Logo entschied man sich für die Weltkugel mit dem Merkur.
Max Hübner sollte die Entwicklung des Weltverbands nicht mehr erleben. Er verstarb am 11. November 1946 in Zürich. Zu seinen Ehren sendeten Floristen aus aller Welt zahlreiche Sträuße und Kränze. Seine Ideen, sein Engagement für die Blumenbranche und sein stetiges Streben nach Innovation prägen Fleurop bis heute.
Innerhalb Deutschlands fingen die Blumenhändler im Westen langsam damit an, sich wieder über Zonenverbände zu organisieren und beschlossen 1949 – in der ersten Mitgliederversammlung nach dem Krieg – den Wiederanschluss an die internationale Organisation Interflora. Eine gute Entscheidung: Es folgte ein rasanter Anstieg der Umsätze. In der Gemeinschaft blühte die Fleurop GmbH wieder auf.
Foto: Privatarchiv Blumen Hanisch, Frankfurt am Main
1951-1968
Die 50er-Jahre waren die Zeit des Wirtschaftswunders, das die Gewinne der Betriebe in beiden Teilen des Landes – vor allem aber im Westen – nach oben schnellen ließ. So auch die der Fleurop GmbH. 1952 bilanzierte Fleurop ein Plus von 40 Prozent, das man durch vermehrte Werbemaßnahmen weiter steigern wollte. Die Wichtigkeit der Werbung wurde in verschiedenen Befragungen untersucht und bestätigt. So war „Fleurop“ für 85 Prozent aller Befragten damals schon ein bekannter Begriff.
Die weltweite Blütezeit des Marketings war gekommen. Fleurop schaffte es durch zahlreiche Ideen, die Verkaufszahlen weiter zu steigern: Ein Erinnerungsservice wurde eingeführt, um Kunden an wiederkehrende Ereignisse wie Geburtstage oder Jubiläen zu erinnern, 1961 erschien erstmals das bis heute bestehende Kundenmagazin „Valentinstag – der bisher nur in Frankreich und England gefeiert und durch die Amerikaner zum Kult wurde – etablierte sich ein zusätzlicher Anlass zum Blumenschenken, den man werbewirksam vermarktete. Auch der erste Fleurop-Fernsehwerbespot wurde in dieser Zeit ausgestrahlt.
Völlig unerwartet war die Auftragssteigerung, die durch den legendären Gewinn der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1954 ausgelöst wurde. Das „Wunder von Bern“ motivierte eine Vielzahl an Gratulanten dazu, Glückwunschsträuße zu verschicken. Ein erster Fleurop-Werbespot in den Kinos kurbelte die Umsätze ebenfalls an.
Der Erfolg machte es zum 50. Firmenjubiläum 1958 möglich, ein neues Geschäftsgebäude in Berlin-Lichterfelde zu bauen. Hier befindet sich der Sitz der Fleurop AG bis heute.
Foto: Fleurop-Archiv
1968-1989
Ende der 60er-Jahre war ein gesellschaftlicher Wandel innerhalb Deutschlands zu spüren. Die Gesellschaft wurde jünger, die Bedürfnisse postmaterialistischer. Auch das Konsumverhalten änderte sich: Die allgemeine Rezession sorgte für ein hohes Maß an Preissensibilität. Gleichzeitig wurden Kunden anspruchsvoller und qualitätsbewusster. Auch Fleurop verzeichnete Umsatzeinbußen in dieser wirtschaftlich schwachen Phase. 1968 bilanzierte das Unternehmen erstmals seit Kriegsende einen negativen Umsatz von minus 0,1 Prozent – nicht viel, aber für das erfolgsverwöhnte Unternehmen ein herber Rückschlag. Vor allem, weil die Gründe so komplex waren. Als Hauptursache neben der Rezession erfuhr Fleurop Konkurrenz durch Tankstellen, Supermärkte und Selbstbedienungsanbieter.
Ein Umdenken musste stattfinden. Kundenorientiertheit und Qualitätsanspruch aller war das Ziel. Alle Floristen sollten in ihren Fachgeschäften mit besonders schönem Ambiente, einer ausführlichen persönlichen Beratung und einem hohen Maß an Qualität den günstigen Supermärkten entgegentreten.
Ebenfalls sollten viele neue Marketingideen den Verkauf steigern: Es gab „Florian Fleurop“, eine kleine grüne Zeichentrickfigur, die in einem TV-Spot sogar Blumen bis auf den Mond zustellte. Auf Messen und Festivitäten vertraten „Fleurop-Hostessen“ in einem unverkennbaren Look die Marke. Es gab Kooperationen mit Zeitschriften und Restaurants, ein Gütesiegel wurde als Qualitätszeichen eingeführt und neue Geschäftsmodelle wie zum Bespiel ein Blumen-Buch-Café oder Blumengeschäfte mit integriertem Restaurant entstanden, um für Kunden noch attraktiver zu sein. Die Verbindung von Blumen mit anderen Produkten fand auch im Verkauf statt. Zum Strauß wurden erstmals Weine, Keramikprodukte und andere verwandte Artikel verkauft.
Fleurops Idee, Menschen über alle Grenzen hinweg mit Blumen glücklich zu machen, bekam in den 70er- und 80er-Jahren eine besonders emotionale Bedeutung: Immer mehr Menschen nutzen den Fleurop-Service, um ihren ost- oder westdeutschen Bekannten, Freunden und Familienmitgliedern Blumen zu schenken – eine der wenigen Möglichkeiten, die auseinandergerissenen Beziehungen aufrecht zu erhalten.
Foto: Fleurop-Archiv
1989-2002
Die deutsche Wiedervereinigung brachte 1989 viele wirtschaftliche Veränderungen mit sich. Das spürte auch Fleurop – und allen voran die etwa 500 Floristen aus der ehemaligen DDR. Jahrzehntelang hatte es für sie strenge Vorgaben und Bestimmungen darüber gegeben, wie ein Fachgeschäft zu führen war. Plötzlich sollte man sich eigenständig am offenen Wettbewerb und freien Markt behaupten. Da der Kontakt unter den Floristen aus Ost und West über den Zeitraum der Trennung hinweg allerdings nie abgebrochen war, gelang es ihnen weitaus besser als anderen Branchen, in den gegenseitigen Austausch zu treten.
Die Fleurop-Gremien entschieden, dass die Gesellschafter- und Aufsichtsratssitzung 1990 in Ostdeutschland stattfinden sollte. Als Ort dafür wurde Weimar gewählt, als Datum der 3. Oktober. Niemand ahnte, dass damit das Treffen auf den Tag der Deutschen Einheit fallen sollte. Der Hauptfokus der Tagung war somit die Eingliederung der Floristen aus dem Osten. Technisch war es bereits gelungen, die Abrechnung zentral abzuwickeln. Die organisatorische Integration war komplexer. Übergangsregelungen halfen, die ökonomischen Schwierigkeiten zu überbrücken, die im Zuge vieler Neugründungen und Reprivatisierungen entstanden wären. So wurden zum Beispiel Aufnahmegebühren und Jahresbeiträge deutlich reduziert.
Ein weiteres großes Thema war der sich entwickelnde europäische Markt. Das Ziel der Europäischen Kommission war es, einen Binnenmarkt ohne Grenzen zu schaffen. Diese Entwicklung bereitete den Floristen kaum Sorgen, da die Blumenbranche schon seit Jahren international und weltoffen agierte. Das Kaufverhalten innerhalb Europas glich sich jedoch nur schleppend an. Schenkanlasstage wie Valentinstag und Muttertag wurden im Osten Deutschlands noch immer wenig gefeiert. Dafür hatte der Frauentag am 8. März eine hohe Bedeutung. In Frankreich war der Großelterntag ein beliebter Grund zum Blumenschenken, in Belgien der Tag der Sekretärinnen. Fleurop stellte das Marketing darauf ein und versuchte nicht nur etablierte, sondern jegliche Anlasstage zu bewerben. Aus diesem Ansatz resultierte der Slogan „Fleurop. Gründe gibt’s genug.“
Um mit der Zeit und den Bedürfnissen Schritt zu halten, ging Fleurop schon 1997 mit einer eigenen Internetseite an den Markt. Der Erfolg blieb nicht aus: Im ersten Jahr wurden bereits 12.000 Aufträge über das Internet bestellt. Bis zum Jahr 2000 verdoppelte sich der Umsatz jährlich.
Foto: Fleurop-Archiv
2002-2013
Die frühen Zweitausender waren abermals von stetigem Wandel geprägt. Das Internet mit all seinen Möglichkeiten brachte unzählige Visionen hervor. Nicht ohne Risiko: Viele Unternehmen verspekulierten sich. Doch Fleurop gelang es, die eigene Internetseite als zusätzlichen Vertriebsweg dauerhaft zu etablieren.
Neben den technischen Neuerungen der Zeit stand Fleurop eine weitere große Veränderung bevor: Die GmbH wurde 2003 in eine nicht-börsennotierte Aktiengesellschaft umgewandelt. Jeder Fleurop-Florist hält seitdem eine Aktie. Externe Aktionäre sollte es nicht geben. So blieb der basisdemokratische Charakter des Unternehmens bestehen.
Auch das Marketing entwickelte sich weiter und Fleurop fand neue Wege der Zusammenarbeit. Kooperationen mit anderen, zur Zielgruppe passenden Marken wurden crossmedial erfolgreich durchgeführt. Außerdem wurde der optische Auftritt modernisiert. Die grün-weißen Logofarben wichen dem schwarz-gelben Look der internationalen Fleurop- und Interflora-Länder. Der Slogan zum neuen Branding war das Wortspiel „Fleurop bringt’s“. Diese Zweideutigkeit wurde auch in Kampagnen aufgenommen – an Straußengehegen in sieben deutschen Zoos konnte man lesen: „Dieser Strauß wird ihnen präsentiert von Fleurop.“
Online wurden die Marketingmaßnahmen ebenfalls verstärkt. Das Design der Webseite wurde 2003 bereits zum dritten Mal überarbeitet. Mit einer ersten E-Mail-Aktion zum Valentins- und Muttertag erreichte man schon über 100.000 Nutzer. Nicht nur für Werbezwecke war das Internet interessant. Mit dem MerkurPortal wurde ein Intranet geschaffen, das die Kommunikation und Vernetzung der Floristen sowie die Auftragsabwicklung erleichterte.
Im Jahr 2013 wagte Fleurop einen weiteren Schritt, der von Erfolg gekrönt war: Man schuf die beiden neuen Vertriebswege Blumen- und Floristikbedarfshandel. Die Idee, die Fleurop-Floristen in einer unabhängigen Einkaufsgemeinschaft zu vereinen und dauerhaft günstige Einkaufskonditionen zu sichern, ging auf. Heute ist der FloristShop eine feste Größe für Floristen und ein Preiskorrektiv in der Branche. Gemeinsam mit zuverlässigen Kooperationspartnern werden jährlich mehrere Millionen Blumen vertrieben.
Foto: Fleurop-Archiv
2013-2022
Mit der Strategie 20.20 setzte sich Fleurop ehrgeizige Ziele, die ganz besonders auch die Stärkung der Branche ins Auge fassen. Ein Fokus liegt auf dem Einsatz für den Klimaschutz. Fleurop unterstützt Projekte zur Kompensation von CO2-Emissionen, die durch die Produktion und den Transport von Schnittblumen entstehen. Auf der Website gibt es bei jeder Straußbestellung die Option zu spenden und so in den Klimaschutz zu investieren.
Ein weiterer Fokus liegt auf der Aus- und Weiterbildung, die bis heute mit unterschiedlichen Aktionen gefördert und in den Mittelpunkt gestellt wird: Mit der Gründung von Fleurops Jungen Wilden soll der Berufsstand der Floristen in der Öffentlichkeit attraktiver dargestellt werden, um auch junge Menschen für Floristik zu begeistern – dies tut der Zusammenschluss bis heute mit Erfolg.
Auch die Deutsche Meisterschaft der Floristik in Berlin, die gemeinsam mit dem Fachverband Deutscher Floristen organisiert und in den Jahren 2012 bis 2018 im zweijährigen Rhythmus veranstaltet wurde, übertraf stets die Erwartungen aller: Durch die Veranstaltung nahmen hunderttausende Menschen den Berufsstand der Floristen wahr. Auch Azubis hatten die Möglichkeit, zu glänzen: Die Parallelveranstaltung, genannt Fleurops Junge Wilde Azubi-Cup, gab Auszubildenden die Möglichkeit, ihr Können in der Öffentlichkeit unter Beweis zu stellen – mit Begleitung und Unterstützung durch Fleurops Junge Wilde.
Mit Angeboten wie der „Junge Talente“-Seite auf Facebook mit Mitmachangeboten und Verlosungen sowie mit der 2018 eingerichteten Website „Pflück Dein Glück“ werden angehende Floristen und Interessierte zusätzlich unterstützt.
Und damit nicht genug: Im Januar 2019 wurde auf der Internationalen Pflanzenmesse (IPM) in Essen die Online- und Offline-Plattform Fleurop-Akademie vorgestellt: Mit der Fleurop-Akademie werden sowohl Floristen in der Ausbildung als auch ausgebildete Floristen beim „lebenslangen Lernen“ unterstützt. Die Akademie ist auch für andere Bildungsträger offen und soll der gesamten Branche zugutekommen.
Auch auf Seiten des Marketings wurde es laut: 2016 feierte man mit der crossmedialen Fleurop-Kampagne „Jeder verdient Blumen“ im TV, im Social-Media-Bereich, mit Event- und Live-Kommunikation sowie in den eigenen Printmedien große Erfolge. Insgesamt sechs TV-Spots waren zur besten Sendezeit kurz vor der Tagesschau in der ARD zu sehen. Die in Südafrika gedrehten Spots wurden 2017 vom Art Directors Club (ADC) mit dem renommierten Werbepreis „ADC-Nagel in Bronze“ ausgezeichnet. Neben ganzjährigen Kampagnen dieser Art bleiben auch Schenkanlasstage wie Valentinstag und Muttertag weiterhin wichtige Pfeiler der Marketingarbeit. Der Muttertag 2019 wurde mit der Kampagne „Die Zeiten ändern sich. Mama bleibt die Beste.“ durch Offline-Maßnahmen wie Outdoor-Werbung und Online-Maßnahmen auf reichweitenstarken Social-Media-Kanälen beworben. Auch im Kultur-Sponsoring ist Fleurop aktiv: Exklusive Kooperationen mit dem Staatstheater Nürnberg und der Deutschen Oper Berlin machen floristische Handwerkskunst einem breiten Publikum zugänglich und sorgen für emotionale Momente – sowohl auf der Bühne als auch im Publikum.
2023
Mit der Digitalisierungsstrategie 20.25 steht das Jahr 2023 zum 115-jährigen Firmenjubiläum unter dem Zeichen der Veränderung. Als erster großer Meilenstein ging am 09.01.2023 der neu konzipierte Fleurop-Onlineshop live. Mit dem Relaunch der Website rückte das Partnernetzwerk in den Fokus: Zum einen durch die Umstellung auf eine neue Bildwelt, die die floristischen Werkstücke aus unterschiedlichen Perspektiven und in all Ihren Größenoptionen zeigt. Darüber hinaus wird durch Fotomotive mit Models im Fleurop-Setting gezielt die Arbeit der Floristinnen und Floristen sichtbar gemacht. Unser Alleinstellungsmerkmal – die Fertigung des Werkstücks durch lokale Floristinnen und Floristen sowie die persönliche Lieferung – rückt visuell in den Fokus der neuen Bildwelt. Zum anderen bereitete der neue Onlineshop diverse Individualisierungsoptionen für die Floristinnen und Floristen vor, mit denen das Netzwerk vor allem eines wird: Selbstbestimmt. Seit dem Sommer 2023 können Floristinnen und Floristen etwa ihr individuelles Liefergebiet definieren, persönliche Kapazitäten, Lieferkalender und zukünftig auch ihr persönliches Sortiment definieren. Zuletzt beinhaltet der neue Onlineshop außerdem integrierte Micro-Websites, auf denen die lokalen Fachgeschäfte vorgestellt werden. Auch diese Funktion der neuen Website unterstützt die Fokussierung auf die Individualität des Fleurop-Netzwerkes.
Um die Partnerfloristinnen und -floristen, auf denen unser Netzwerk baut, auch medial in den Fokus zu rücken, wurde 2023 ein TV-Spot produziert, der sowohl die floristische Handwerkskunst als auch die Floristinnen und Floristen des Fleurop-Netzwerkes in den Vordergrund stellt. Dabei sind die Protagonisten des Spots sogar echte Fleurop-Partnerinnen und Fleurop-Partner, die wir über eine interne Ausschreibung für die Teilnahme gewinnen konnten. Der bekannte niederländische Regisseur Johan Kramer setzte die Produktion um. Ausgestrahlt wurde sie unter anderem kurz vor Valentinstag direkt vor der Tagesschau zur Primetime um 19:43 Uhr in der ARD.
Ein weiteres Highlight des Jahres war die Weltmeisterschaft der Floristik in Manchester, die von den Kolleginnen und Kollegen der Interflora UK ausgerichtet wurde. Der Titel ging nach 38 Jahren zum zweiten Mal nach Deutschland, denn der deutsche Kandidat Nicolaus Peters konnte sich erfolgreich gegen Wettbewerber aus 19 weiteren Nationen durchsetzen. Er überzeugte mit seiner geerdeten und gelassen Art und kreierte floristische Kunstwerke, die von einer tiefen Verbundenheit zur Natur und einem unvergleichlichen Sinn für Ästhetik zeugten. Wir freuen uns, den Kandidaten wie immer finanziell und hinsichtlich der medialen Präsenz und Berichterstattung unterstützt zu haben. Außerdem gratulieren wir Nicolaus Peters im Namen des gesamten Fleurop-Netzwerkes zum verdienten Sieg.